Eisenmangel bei ADHS: Der unterschätzte Energieräuber
Was Eisenmangel mit ADHS zu tun hat – und warum das viele nicht wissen
Eisenmangel kann ADHS-Symptome deutlich verschlechtern. Erfahre, wie Du ihn erkennst, ausgleichst – und wieder mehr Fokus und Energie gewinnst.
Wenn Du selbst von ADHS betroffen bist, kennst Du die typischen Herausforderungen nur zu gut: Konzentrationsschwäche, emotionale Reizbarkeit, innere Unruhe oder auch plötzliche Erschöpfung. Vielleicht hast Du schon vieles ausprobiert – von Strukturierungstechniken bis zu Medikamenten – aber fragst Dich dennoch, warum manche Tage wie ein einziger mentaler Kraftakt erscheinen. Was viele dabei nicht wissen: Ein unerkannter Eisenmangel kann die Symptome von ADHS deutlich verstärken. Tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen Eisenmangel und ADHS inzwischen gut belegt – wird in der Praxis aber oft übersehen.
Eisen ist weit mehr als nur ein Bestandteil des Blutes. Es spielt eine zentrale Rolle im Gehirn, besonders in der Regulation von Neurotransmittern wie Dopamin. Genau dieser Botenstoff ist bei ADHS besonders relevant – denn ein Dopamin-Ungleichgewicht gilt als eine der Hauptursachen der Symptomatik. Ohne genügend Eisen kann dein Körper jedoch nicht ausreichend Dopamin produzieren. Die Folge: Konzentration, Motivation und Reizfilterung geraten weiter aus dem Gleichgewicht.
Weiter unten findest du eine Kurzversion im FAQ-Format. Die ausführlichen Informationen findest du im folgenden Text.
Dopamin, Reizüberflutung und Eisen: Was in Deinem Kopf wirklich passiert
Dopamin ist ein entscheidender Neurotransmitter für deine geistige Steuerung. Er hilft Deinem Gehirn, Reize zu sortieren, Entscheidungen zu treffen und motiviert zu bleiben. Bei ADHS wird Dopamin entweder zu schnell abgebaut oder zu wenig davon bereitgestellt – dadurch werden Reize ungefiltert weitergeleitet, und deine Aufmerksamkeit schweift ständig ab.
Was viele nicht wissen: Für die Herstellung von Dopamin braucht der Körper Eisen. Genauer gesagt aktiviert Eisen ein Enzym namens Tyrosinhydroxylase – und dieses ist notwendig, damit überhaupt Dopamin aus der Aminosäure Tyrosin entstehen kann. Liegt ein Eisenmangel vor, läuft dieser Prozess nicht effizient ab. Das bedeutet: Deine ADHS-Symptome wie Ablenkbarkeit, Unruhe oder Motivationsprobleme können durch Eisenmangel deutlich verstärkt werden, ohne dass Dir das bewusst ist.
Darüber hinaus ist Eisen auch an der Bildung von Myelin beteiligt – das ist die schützende Hülle um Deine Nervenbahnen, die eine schnelle Weiterleitung von Informationen ermöglicht. Ist diese Hülle nicht optimal ausgebildet, geraten Denkprozesse ins Stocken. Du brauchst dann mehr Kraft für alltägliche geistige Aufgaben – ein Zustand, den viele Menschen mit ADHS nur zu gut kennen.
Was die Forschung über Eisenmangel bei ADHS sagt
In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien den Zusammenhang zwischen Eisenmangel und ADHS untersucht. Eine wegweisende Untersuchung der Universitätsklinik Bonn in Zusammenarbeit mit der Deakin University Melbourne zeigte, dass Kinder mit ADHS signifikant niedrigere Eisenwerte im Blut hatten – und gleichzeitig ausgeprägtere kognitive Beeinträchtigungen.
Eine Metaanalyse aus Taiwan untermauerte diese Ergebnisse: Auch hier zeigten Kinder mit ADHS im Vergleich zu Kontrollgruppen deutlich niedrigere Ferritin- und Transferrinwerte. Dabei ist Ferritin der Speicherwert für Eisen, während Transferrin für den Transport im Blut verantwortlich ist. Eine weitere Beobachtung war, dass viele ADHS-Betroffene erhöhte Werte des Hormons Hepcidin aufwiesen. Dieses Hormon hemmt die Eisenaufnahme im Darm – und kann selbst dann zu einem Mangel führen, wenn Du eigentlich genug Eisen über die Nahrung aufnimmst.
Weitere Studien – unter anderem aus dem Iran und aus Indien – zeigten, dass sich ADHS-Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und motorische Unruhe deutlich verbesserten, sobald der Eisenhaushalt gezielt ausgeglichen wurde. Bereits nach wenigen Wochen der Eisentherapie traten bei vielen Kindern spürbare Fortschritte auf.
Wie Du erkennst, ob ein Eisenmangel vorliegt – trotz ADHS-Symptomatik
Ein Eisenmangel bleibt oft lange unentdeckt. Das liegt auch daran, dass sich viele der typischen Symptome mit denen von ADHS überschneiden. Wenn Du häufig müde bist, Dich kaum konzentrieren kannst, gereizt reagierst oder körperlich erschöpft bist, liegt das möglicherweise nicht nur an Deinem ADHS – sondern auch an einer Unterversorgung mit Eisen.
Wenn der Eisenmangel fortschreitet, kann es zur sogenannten Eisenmangelanämie kommen. Das bedeutet, dass Dein Körper nicht mehr genug Hämoglobin bildet, um Sauerstoff zu transportieren. Die Folge: Deine Organe – und vor allem Dein Gehirn – sind unterversorgt. Und das kann sich durch anhaltende geistige Erschöpfung, Schlafprobleme, Unruhe oder sogar depressive Verstimmungen äußern.
Gerade deshalb lohnt sich ein gezielter Blick auf Deine Blutwerte. Besonders wichtig sind hier der Ferritinwert, Transferrin, der Hämoglobinwert und – bei Bedarf – auch der Hepcidinspiegel. Diese Werte geben einen realistischen Einblick, ob ein tatsächlicher Eisenmangel bei ADHS vorliegt.
Wer besonders gefährdet ist – und was das mit Deiner Ernährung zu tun hat
Nicht jeder Mensch ist gleich stark betroffen. Besonders anfällig für Eisenmangel sind Frauen mit starker oder unregelmäßiger Periode, Kinder im Wachstum, Jugendliche, Schwangere und Stillende. Auch Menschen mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder vegetarischer und veganer Ernährung haben ein erhöhtes Risiko.
Wenn Du ADHS hast und Dich pflanzlich ernährst, solltest Du besonders aufmerksam sein – denn pflanzliches Eisen (Nicht-Häm-Eisen) wird schlechter aufgenommen als tierisches. Auch eine einseitige Diät oder das Auslassen ganzer Lebensmittelgruppen kann die Eisenversorgung aus dem Gleichgewicht bringen. Medikamente wie Protonenpumpenhemmer oder chronische Entzündungen im Darm können die Eisenaufnahme zusätzlich verschlechtern.
Deshalb gilt: Wenn Du zur Risikogruppe gehörst und Dich trotz Behandlung oft erschöpft fühlst, ist es sinnvoll, gezielt die Ernährung zu überprüfen – und gegebenenfalls einen Mangel medizinisch abklären zu lassen.
Was Du essen kannst, um Deinen Eisenhaushalt zu verbessern
Eisen wird über die Nahrung aufgenommen – aber nur ein Bruchteil davon gelangt tatsächlich ins Blut. Besonders gut verwertet wird sogenanntes Häm-Eisen, das in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Pflanzliches Eisen wird schlechter aufgenommen, kann aber durch gezielte Kombination mit Vitamin C deutlich wirksamer werden.
Diese Lebensmittel solltest Du in Deine Ernährung bei Eisenmangel und ADHS einbauen:
Tierische Eisenquellen (gut verfügbar):
– Rotes Fleisch (z. B. Rind, Lamm, Leber)
– Fisch (v. a. Sardinen, Thunfisch)
– Eier (in Maßen)
Pflanzliche Eisenquellen (für vegetarische oder vegane Ernährung):
– Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, weiße Bohnen
– Pseudogetreide wie Hirse, Quinoa und Amarant
– Haferflocken, Weizenkleie
– Kürbiskerne, Sesam, Mandeln, Pistazien
– Grünes Gemüse wie Mangold, Spinat, Grünkohl
– Kräuter wie Brennnessel, Petersilie, Basilikum
– Beeren wie Johannisbeeren, Maulbeeren, Holunder
Du kannst die Aufnahme verbessern, indem Du Vitamin-C-reiche Lebensmittel dazukombinierst – zum Beispiel Paprika, Brokkoli oder ein Glas Orangensaft zur Mahlzeit. So wird das pflanzliche Eisen im Darm besser gelöst und kann leichter aufgenommen werden.
Was Du vermeiden solltest, damit Dein Körper Eisen richtig aufnimmt
Nicht alles, was Du isst, wirkt sich positiv auf die Eisenaufnahme aus. Manche Stoffe behindern die Aufnahme aktiv. Dazu gehören Phytinsäure (z. B. in rohem Getreide), Oxalsäure (z. B. in Spinat, Rhabarber, Mangold), Kalzium (z. B. aus Milchprodukten) sowie Tannine aus Kaffee, Schwarztee und Rotwein. Diese Stoffe binden Eisen im Darm, sodass es nicht ins Blut gelangt.
Wenn Du eine eisenreiche Mahlzeit zu Dir nimmst, solltest Du diese Getränke daher meiden – oder frühestens 30 Minuten davor oder zwei Stunden danach konsumieren. Das allein kann bereits einen deutlichen Unterschied machen.
Wann Eisenpräparate sinnvoll sind – und wann nicht
Ob Du wirklich ein Eisenpräparat brauchst, sollte nicht „auf Verdacht“ entschieden werden. Nur durch eine ärztliche Blutuntersuchung kannst Du herausfinden, ob ein medizinisch relevanter Mangel vorliegt. Wenn das der Fall ist, können Tabletten, Tropfen oder Infusionen sinnvoll sein – allerdings nur unter fachlicher Begleitung.
Mehrere Studien zeigen, dass eine kombinierte Behandlung aus klassischer ADHS-Therapie und gezielter Eisentherapie zu besseren Ergebnissen führen kann. Eine solche Kombination kann besonders dann hilfreich sein, wenn Du trotz Medikation weiter unter starker Reizüberflutung, Unruhe oder Konzentrationsproblemen leidest.
Fazit: Eisenmangel bei ADHS ernst nehmen – für mehr Fokus, Energie und Klarheit
Eisenmangel wird oft unterschätzt – gerade im Zusammenhang mit ADHS. Dabei zeigen immer mehr Studien, wie stark ein Ungleichgewicht im Eisenstoffwechsel Deine Symptome beeinflussen kann. Wenn Du also unter chronischer Müdigkeit, innerer Unruhe oder fehlender Motivation leidest, lohnt sich ein Blick auf Deinen Eisenstatus.
Die gute Nachricht: Ein Eisenmangel lässt sich zuverlässig feststellen – und gezielt behandeln. Zusammen mit einer ausgewogenen Ernährung, angepasster Supplementierung und ärztlicher Begleitung kannst Du so die Grundlage für mehr Energie, bessere Konzentration und mehr Stabilität schaffen.
Wenn Du unsicher bist, ob Eisenmangel bei Dir eine Rolle spielt, oder Du Dich über eine digitale ADHS-Diagnostik informieren möchtest, findest Du auf www.gam-medical.de alle Informationen und Buchungsmöglichkeiten.
Hier ein kurzer Überblick im FAQ – Format:
FAQ: Eisenmangel bei ADHS – kurz erklärt
Wie hängen ADHS und Eisenmangel zusammen?
Eisen ist notwendig für die Dopaminproduktion – ein zentraler Botenstoff bei ADHS. Ein Mangel kann die Reizverarbeitung und Aufmerksamkeit deutlich verschlechtern.
Was bewirkt Eisen im Gehirn?
Eisen aktiviert ein Enzym, das für die Dopaminbildung notwendig ist. Zudem hilft es beim Aufbau von Myelinscheiden, die schnelle Denkprozesse ermöglichen.
Welche Symptome deuten auf einen Eisenmangel hin?
Häufige Anzeichen sind Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit, Unruhe und geistige Erschöpfung – alles Symptome, die sich mit ADHS überschneiden.
Warum wird Eisenmangel bei ADHS oft übersehen?
Weil die Symptome ähnlich sind, wird der Mangel häufig dem ADHS selbst zugeschrieben. Ohne Bluttest bleibt die wahre Ursache oft unentdeckt.
Wie lässt sich Eisenmangel sicher feststellen?
Ein Bluttest mit Ferritin, Transferrin, Hämoglobin und ggf. Hepcidin gibt zuverlässige Hinweise. Nur damit lässt sich ein tatsächlicher Mangel bestätigen.
Wer ist besonders gefährdet für Eisenmangel?
Frauen mit starker Periode, Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende, Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen oder pflanzlicher Ernährung.
Welche Lebensmittel helfen bei Eisenmangel?
Gute Quellen sind rotes Fleisch, Leber, Fisch, Hülsenfrüchte, Hirse, Nüsse und grünes Blattgemüse. Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme zusätzlich.
Was kann die Eisenaufnahme stören?
Milchprodukte, Kaffee, Schwarztee, Rotwein, Phytin und Oxalsäure hemmen die Aufnahme. Diese solltest du zeitlich getrennt von Eisenquellen konsumieren.
Sind Eisenpräparate bei ADHS sinnvoll?
Nur bei nachgewiesenem Mangel – und in Rücksprache mit ärztlichem Fachpersonal. Studien zeigen, dass sie ADHS-Symptome spürbar verbessern können.
Was bringt eine Kombination aus ADHS-Therapie & Eisentherapie?
Sie kann Fokus, Energie und Impulskontrolle verbessern – besonders dann, wenn trotz Medikation weiterhin Symptome bestehen.
Wenn Du mehr über ADHS erfahren möchtest, empfehlen wir Dir bei unserem ADHS Blog vorbeizuschauen mit supervielen spannenden Artikeln rund um das Thema ADHS.
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