ADHS, die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, ist eine komplexe neurobiologische Erkrankung, die häufig missverstanden und stigmatisiert wird. Trotz wachsender Forschung und Aufklärung kursieren noch immer zahlreiche Mythen und falsche Annahmen, die das Leben von Betroffenen erschweren und die Bereitschaft zur Behandlung hemmen.
In diesem Artikel decken wir die acht häufigsten Mythen über ADHS auf und zeigen, was die Wissenschaft wirklich sagt.
Die folgenden Mythen werden wir hier entlarven:
„Menschen mit ADHS können keine guten Noten bekommen“
Dieser Mythos hält sich hartnäckig – doch ADHS ist kein Maß für Intelligenz oder Begabung. Menschen mit ADHS können sehr erfolgreich sein, auch akademisch. Die Störung beeinflusst Konzentration, Organisation und Zeitmanagement, nicht die intellektuelle Fähigkeit selbst.
Mit individueller Unterstützung, strukturierten Lernstrategien, Coaching, Verhaltenstherapie und in manchen Fällen medikamentöser Behandlung können Betroffene ihre Potenziale voll ausschöpfen.
„Es kann verwirrend sein, jemanden, den man für sehr intelligent hält, Schwierigkeiten bei Aufgaben haben zu sehen, die andere als ‚einfach‘ empfinden“,
erklärt Dr. Roberto Olivardia, klinischer Psychologe in Massachusetts, der selbst mit ADHS lebt.
Erfolg ist also nicht von Noten abhängig, sondern davon, wie gut ein Mensch seine individuellen Stärken nutzen kann.
Mehr dazu findest du auf unserem Blog: 5 kreative Tipps für divergentes Denken.
„ADHS betrifft nur Kinder“
Lange Zeit galt ADHS als Erkrankung, die nur bei Kindern vorkommen kann – das ist inzwischen überholt. ADHS begleitet viele Betroffene ein Leben lang. Studien zeigen, dass die Symptome bei bis zu 70 % der Kinder auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben.
Viele Erwachsene erhalten ihre Diagnose erst spät, einerseits weil das Bewusstsein für ADHS im Erwachsenenalter lange gefehlt hat, was andererseits dazu führen kann, dass sie gelernt haben, ihre Symptome zu kompensieren. Dadurch kann ADHS im späteren Leben Alltag, Beziehungen und Beruf beeinflussen – weshalb eine frühzeitige Diagnose und eine passende Therapie entscheidend sind.
GAM Medical ist auf ADHS bei Erwachsenen spezialisiert und begleitet Betroffene dabei, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Wir bieten dir ein umfangreiches Wissen und Aufklärung.
Wenn du mehr über ADHS im Erwachsenenalter lernen möchtest, schaue gerne auf unseren Artikel: ADHS im Erwachsenenalter.
„ADHS betrifft nur Männer“
Noch immer wird ADHS häufig mit Jungen oder jungen Männern assoziiert. Der klassische “Zappelphillip”. Doch Frauen sind ebenso betroffen – und oft unterdiagnostiziert.
Der Unterschied liegt in der Symptomatik:
- Männer zeigen häufiger äußere Symptome (Hyperaktivität, Impulsivität).
- Frauen zeigen eher innere Symptome (wie Angst, Antriebslosigkeit, Selbstzweifel). Die Unruhe findet öfter im Kopf statt.
Diese subtileren Anzeichen werden oft übersehen oder falsch interpretiert – etwa als Depression oder Angststörung.
Aktuelle Studien zeigen, dass das Verhältnis von Männern zu Frauen etwa 3 : 1 beträgt, die Dunkelziffer bei Frauen ist jedoch noch deutlich höher.
Je besser wir geschlechtsspezifische Unterschiede verstehen, desto eher werden Frauen korrekt diagnostiziert und behandelt.
Mehr dazu findest du in unserem Beitrag über ADHS bei Frauen und Männern.
„Nur weiße oder kaukasische Menschen können ADHS haben“
Falsch und gefährlich. ADHS ist eine neurologische Störung, die Menschen jeder Ethnie und Herkunft betreffen kann.
In der Vergangenheit wurden weiße Personen häufiger diagnostiziert, was jedoch nicht auf die tatsächliche Häufigkeit, sondern auf strukturelle Ungleichheiten zurückzuführen ist:
- Ungleicher Zugang zur Gesundheitsversorgung – Menschen aus Minderheiten erhalten seltener fachärztliche Unterstützung.
- Rassistische Vorurteile – Symptome werden bei nicht-weißen Menschen häufiger übersehen oder falsch interpretiert.
- Sozioökonomische Barrieren – finanzielle Belastungen oder kulturelle Stigmata erschweren den Zugang zu Diagnostik.
Eine Studie im JAMA Network Open mit über 238.000 Kindern zeigte, dass asiatische, schwarze und hispanische Kinder deutlich seltener eine ADHS-Diagnose erhielten als ihre weißen Altersgenossen.
ADHS kennt keine Hautfarbe – wohl aber soziale Ungleichheit.
Ein gerechter Zugang zu Diagnostik und Therapie ist entscheidend, um alle Betroffenen zu erreichen.
„ADHS wird durch Zucker, Farbstoffe oder schlechte Erziehung verursacht“
Diese Vorstellung stammt aus den 1970er und 1980er Jahren, als man fälschlicherweise glaubte, Lebensmittelfarbstoffe, Zusatzstoffe oder Zucker würden ADHS auslösen.
Mehrere wissenschaftliche Studien – unter anderem von Dr. Gross (1984) – haben diesen Zusammenhang schon damals klar widerlegt.
Tatsächlich ist ADHS eine komplexe neurobiologische Störung, bei der genetische, neurochemische und umweltbedingte Faktoren ineinandergreifen.
Das familiäre Umfeld kann zwar die Ausprägung von Symptomen beeinflussen, ist aber nicht die Ursache.
Genetische Faktoren erklären bis zu 80 % der Anfälligkeit für ADHS; weitere Einflüsse sind pränatale Belastungen, Umweltgifte oder frühe Traumata.
Kurz gesagt: ADHS ist keine Folge von Disziplinmangel, Erziehung oder Zucker.
Um mehr zu erfahren, kannst du dir hierfür gerne unseren Artikel über die Genetik von ADHS durchlesen.
„ADHS-Medikamente zu nehmen ist ein Versagen“
Dieser Mythos beruht auf Stigma, nicht auf Fakten.
ADHS-Medikamente sind keine Schwäche, sondern eine medizinische Behandlung. Ihr Ziel ist es, Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit zu reduzieren und Betroffenen zu helfen, ihren Alltag besser zu strukturieren.
Wichtige Fakten:
- ADHS-Medikamente sind sicher und gut verträglich, wenn sie ärztlich überwacht werden.
- Sie sind kein „Wundermittel“, sondern Teil eines multimodalen Behandlungskonzepts (Therapie, Coaching, Psychoedukation).
- Sie können die Lebensqualität erheblich verbessern – mehr Fokus, weniger Überforderung, stabilere Emotionen.
Die Entscheidung für oder gegen Medikamente ist individuell und sollte immer mit einer Fachperson getroffen werden.
Zu glauben, dass man „versage“ durch Medikation, ist falsch – es bedeutet, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Auch für dieses Thema bieten wir bei GAM-Medical einen Artikel an, der dir mehr Überblick verschaffen kann. Lies gerne hier weiter, um mehr zu erfahren: Medikamente bei ADHS.
„Menschen mit ADHS bemühen sich nicht genug“
Ein weiteres weit verbreitetes Missverständnis.
Menschen mit ADHS mangelt es nicht an Motivation, sondern an konstanter Selbstregulation – eine zentrale Funktion, die durch die Störung beeinträchtigt ist.
Viele Betroffene sind hoch engagiert, kreativ und belastbar, stoßen aber durch neurobiologische Unterschiede auf Schwierigkeiten bei Planung, Konzentration und Durchhaltevermögen. ADHS gilt inzwischen als neurologische Entwicklungskrankheit.
Statt Betroffenen mangelnden Einsatz zu unterstellen, ist es hilfreicher, sie zu verstehen, zu unterstützen und ihre Stärken zu fördern.
Mit der richtigen Struktur, Behandlung und Akzeptanz können Menschen mit ADHS enorme Leistungen erbringen – in Studium, Beruf und Beziehungen.
„ADHS ist nur eine Modeerscheinung“
Die Zunahme an Diagnosen bedeutet nicht, dass ADHS „überdiagnostiziert“ wird – sondern, dass die Gesellschaft endlich besser hinsieht.
In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für die psychische Gesundheit deutlich verändert. Menschen sprechen offener über ihre Symptome, suchen häufiger Hilfe und nutzen Online-Angebote wie Telemedizin.
Gründe für den Anstieg von Diagnosen:
- Mehr Aufklärung: Medien, Forschung und soziale Netzwerke tragen zur Entstigmatisierung bei.
- Reduziertes Stigma: Psychische Gesundheit wird heute als Teil des allgemeinen Wohlbefindens verstanden.
- Bessere Diagnosewerkzeuge: Fachkräfte verfügen über präzise Tests und können ADHS zuverlässiger erkennen.
- Fortschritte in der Telemedizin: Kliniken wie GAM Medical bieten dir eine Online-Diagnose und Behandlung – zugänglich, ortsunabhängig und professionell.
ADHS ist keine Mode – es war schon immer da. Wir lernen nur endlich, es zu erkennen und zu verstehen.
Wie gehe ich mit Stereotypen über ADHS um?
Stereotype können verletzend sein – aber Aufklärung und Selbstverständnis sind der Schlüssel, sie zu durchbrechen.
GAM Medical unterstützt Erwachsene mit ADHS durch maßgeschneiderte Psychoedukation, um die Erkrankung zu verstehen und den Alltag zu meistern.
Wir können Dir dabei helfen:
- ADHS zu verstehen und die Symptome besser einzuordnen
- negative Glaubenssätze zu überwinden
- praktische Strategien zur Bewältigung zu entwickeln
- Selbstwert und Selbstvertrauen zu stärken
- gesunde, stabile Beziehungen aufzubauen
Mehr zur individuellen Psychoedukation bei GAM Medical
Fazit: Wissen schützt vor Vorurteilen
ADHS ist keine Mode, kein Erziehungsproblem und kein Zeichen von Schwäche. Es ist eine neurologische Realität, die Millionen von Menschen betrifft – oft unbemerkt. Je besser wir die Mythen entlarven, desto mehr Menschen können verstanden, akzeptiert und wirksam behandelt werden.
GAM Medical ist dein Partner für ADHS-Diagnose, Therapie und Aufklärung – kompetent, einfühlsam und online erreichbar. Entdecke die ADHS-Diagnose bei GAM Medical und finde heraus, wie du dein Potenzial mit mehr Fokus und Leichtigkeit entfalten kannst.
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Wenn Du auf der Suche nach weiteren Tipps zum Umgang mit ADHS bist, kannst Du die Artikel im Blog von GAM Medical lesen. BLOG GAM MEDICAL
Dieser Inhalt ist informativ und ersetzt nicht die Diagnose eines Fachmanns. Wenn Dir der Artikel gefallen hat, teile ihn!